Motorrad‑Bluetooth‑Headsets sind längst mehr als nur ein „Spielzeug“ für Tourenfahrer. Sie können Telefonate oder Navigationsansagen übertragen, Musik streamen und die Kommunikation in der Gruppe erleichtern. Unter den Marktführern haben sich zwei Namen etabliert: Sena und Cardo. Doch wie unterscheiden sie sich – und wo liegen die Grenzen billiger Alternativen?
Bedienung und Komfort
Cardo setzt auf kompakte Bauformen. Die Geräte sind dadurch leichter in Helme zu integrieren, allerdings können die kleineren Tasten mit dicken Handschuhen unpraktisch sein. Sena‑Headsets sind etwas größer, lassen sich jedoch wegen des großen Drehrads und der markanten Tasten selbst mit Winterhandschuhen gut bedienen. Beide Marken bieten Sprachsteuerung („Hey Cardo“ bzw. „Hey Sena“); Sena unterstützt darüber hinaus „Hey Siri“/„Hey Google“.
Klang, Akkulaufzeit und Reichweite
Cardo kooperiert mit JBL und liefert kraftvolle 40‑mm‑Lautsprecher sowie eine automatische Lautstärkeregelung. Sena verwendet HD‑Lautsprecher, deren Bass zwar verstärkt, aber nicht ganz an JBL herankommt; dafür überträgt das Sena‑Mikrofon Sprache sehr klar. Bei der Ladezeit punktet Sena: Die Akkus sind in rund einer Stunde zu 80 % geladen. Cardo‑Headsets brauchen etwa vier Stunden für eine vollständige Ladung. Die Reichweite liegt bei beiden Marken zwischen rund 1 km und 1,9 km im 1:1‑Betrieb; mit mehreren Teilnehmern erhöht sich die Distanz auf bis zu 5 Meilen (ca. 8 km). Für große Gruppen ist Sena besonders geeignet: die Mesh‑Technologie verbindet bis zu 24 Fahrer, während Cardo laut Datenblatt 15 Teilnehmer unterstützt.
Wetterfestigkeit und Spezialfunktionen
Ein häufiges Recherche‑Thema ist die Wasserfestigkeit. Cardo gibt eine wasserdichte Garantie auf seine Modelle, sodass selbst Regenfahrten kein Problem darstellen. Sena bezeichnet die Geräte nur als „wetter‑ und wasserbeständig“, was im Schadensfall zum Problem werden kann. Innovative Funktionen wie das automatische Unfall‑SOS des Cardo Packtalk Pro gehen bei Sena erst in höherpreisigen Modellen mit optionaler Smartphone‑App („Wave“) an den Start.
Billige Headsets – was fehlt?
Günstige Alternativen kosten oft weniger als 130 €, doch die technischen Unterschiede sind erheblich. Ein Betowey BT S3 für rund 67 € bietet acht Stunden Gesprächszeit, eine Reichweite von einem Kilometer und koppelt maximal drei Fahrer. Das Ejeas Q7 für 70 € ermöglicht sogar sieben Teilnehmer, erreicht aber nur 800 Meter. Ältere Sena‑Modelle wie das SMH5 arbeiten noch mit Bluetooth 3.0 und liefern etwa sieben Stunden Akkulaufzeit. Auch der Cardo Freecom 1+ (circa 89 €) bietet nur Fahrer‑Beifahrer‑Kommunikation, wenngleich er mit 13 Stunden Sprechzeit und gutem Klang überrascht. Oft fehlen bei günstigen Geräten Mesh‑Kommunikation, HD‑Lautsprecher, Sprachassistenten oder Wetterfestigkeit.
Kaufempfehlung
Sena und Cardo dominieren den Markt aus gutem Grund: Sie kombinieren hohe Reichweite, klare Sprachübertragung, komfortable Bedienung und viele Zusatzfunktionen. Cardo punktet mit exzellentem Klang und wasserdichten Geräten, während Sena durch eine intuitivere Bedienung, schnelle Ladezeiten und größere Gruppenkommunikation überzeugt. Wer lediglich zu zweit fährt oder erste Erfahrungen sammeln möchte, kann auch zu einem günstigen Headset greifen; Abstriche bei Klang, Reichweite und Funktionen sind dann jedoch die Regel.
Für hochwertige Intercom‑Systeme empfehlen sich die aktuellen Spitzenmodelle: Für Cardo‑Fans das Packtalk Edge und für Sena‑Enthusiasten das Sena 50 S. Beide Systeme sind teurer, bieten aber ein deutlich besseres Fahrerlebnis und lassen sich via Mesh problemlos mit Freunden koppeln.

